Nach der Schule entscheiden sich viele junge Menschen für ein Studium oder eine Ausbildung. Ist dieser Lebensabschnitt abgeschlossen, geht es für viele ins Berufsleben. Doch irgendwann steht plötzlich die Frage im Raum: Wie kann ich mich weiterbilden und eine höhere Position erreichen?
Im kaufmännischen Bereich gibt es dazu viele Möglichkeiten, unter anderem die Weiterbildungen zum Fachwirt* oder Betriebswirt. Doch welche Voraussetzungen muss man dafür erfüllen? Wo liegen die Unterschiede? Und was ist die bessere Wahl, um im Betrieb aufzusteigen und einen Karrieresprung zu machen? - In diesem Beitrag klären wir die wichtigsten Fragen!
Egal ob Betriebswirt oder Fachwirt - bei beiden handelt es sich um Weiterbildungen, die meist nach einer abgeschlossenen Ausbildung zum Steuerfachangestellten oder einer ähnlichen kaufmännische Ausbildung folgen.
Wer eine Weiterbildung zum Betriebs- oder Fachwirt absolviert, hat also häufig eine vorangegangene Ausbildung und schon einige Jahre Berufserfahrung.
Voraussetzung für beide Aufstiegsfortbildungen ist mindestens ein Realschulabschluss, eine Ausbildung und einjährige Berufserfahrung.
Aber auch ohne abgeschlossene Ausbildung ist nach mehrjähriger Berufserfahrung (im Regelfall 5) eine Weiterbildung in den genannten Bereichen möglich.
Geprüfte Betriebswirte übernehmen meist kaufmännische Aufgaben im Betrieb und bekleiden oftmals Führungspositionen im mittleren und oberen Management des Unternehmens. Durch die Weiterbildung zum Betriebswirt erwirbst Du branchen- und abteilungsübergreifende Kenntnisse, die sich nicht nur auf das Steuerwesen beschränken.
Betriebswirtschaftliche Kenntnisse zu erwerben hat den Vorteil, dass Du Dein Wissen in vielen Abteilungen und Unternehmen unterschiedlichster Branchen einsetzen und somit überall einen Arbeitsplatz finden kannst. Du entwickelst Dich also zu einem Generalisten, der vielfältige Aufgaben übernehmen kann und sich mit verschiedenen Arbeitsbereichen in der Wirtschaft auskennt.
Zu den Aufgaben eines Betriebswirts gehört typischerweise
Durch seine breite Aufstellung kann ein geprüfter Betriebswirt in verschiedenen Unternehmensbereichen arbeiten (z.B. Personalwesen, Marketing oder Finanz- und Rechnungswesen). Als Teil des Managements übernehmen Betriebswirte aber auch abteilungsübergreifende, kontrollierende Aufgaben.
Nach dem Abschluss zum Fachwirt übernehmen diese meist gehobene Aufgaben, etwa in Steuerkanzleien oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Hier arbeiten sie an der Schnittstelle zwischen Steuerfachangestellten und Steuerberatern und sind absolute Experten auf ihrem Gebiet.
In Steuerkanzleien betreuen Fachwirte Mandanten zu ihren Steuererklärungen oder der Unternehmensführung sowie vielen weiteren betriebswirtschaftlichen und steuerrechtlichen Angelegenheiten. Dabei übernehmen sie komplexe und verantwortungsvolle Aufgaben.
Neben dem Steuerfachwirt gibt es aber auch andere Spezialisierungen, die eine Weiterbildung individualisieren lassen:
Ein geprüfter Fachwirt übernimmt je nach Unternehmen und Ausrichtung auch branchentypische Aufgaben. Aufgrund ihrer Spezialisierung haben Fachwirte eine tiefgreifende Branchenkenntnis, die über eine Ausbildung hinausgeht. Deshalb stehen ihnen auch bessere Karriere- und Verdienstmöglichkeiten offen. Als Spezialisten mit einem guten Überblick über ihr Fachgebiet sind sie sehr gefragt in der jeweiligen Branche und auf dem Arbeitsmarkt.
Bei der Weiterbildung zum Betriebs- oder Fachwirt handelt es sich um eine Wissenserweiterung im Stil einer Ausbildung, die bei verschiedenen privaten Bildungsinstituten absolviert werden kann.
Bei den meisten Anbietern stehen sowohl Voll- als auch Teilzeit-Lehrgänge zur Verfügung. Auch zwischen Online- oder Präsenzlehrgang kann bei den meisten Instituten gewählt werden.
Es ist wichtig, zunächst einen Rahmen für Dich festzulegen:
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Bei dem geprüften Betriebswirt handelt es sich nicht um einen geschützten Begriff. Dementsprechend unterschiedlich können die Lehrgänge in diesem Bereich gestaltet sein. Auch der Lernstoff kann von Institut zu Institut variieren. Je nach Lehrgang-Modell musst Du allerdings mit einer Weiterbildungsdauer zwischen 2 und 3 Jahren rechnen. Informiere Dich also frühzeitig darüber, welcher Lehrgang und welcher Anbieter zu Dir und Deinem Lebensstil passen.
Die Weiterbildung zum Fachwirt (Fachwirt IHK) kann je nach Gestaltung zwischen 3 Monaten und 2 Jahren andauern. Hier handelt es sich allerdings um einen geschützten Lehrgang, wodurch die Inhalte festgelegt und identisch sind. Am Ende schreibt also jeder dieselbe Prüfung, so dass Du Dich gut darauf vorbereiten kannst.
Mit einem BWL-Studium zum Steuerfachwirt
Alternativ ist auch ein BWL-Studium an einer deutschen Universität möglich, um sich später als Betriebswirt oder Steuerfachwirt bezeichnen zu dürfen.
Der akademische Abschluss ist bei dem BWL-Studium ein international anerkannter Bachelor, entweder in Gestalt eines Bachelor of Science (B.Sc.) oder eines Bachelor of Arts (B.A.). Das Bachelor-Studium dauert im Regelfall 6-8 Semester. Anschließend kannst Du zusätzlich 3-6 Semester weiterstudieren, um einen Master absolvieren zu können.
Obwohl sich die Weiterbildungen stark ähneln, gibt es dennoch einige wesentliche Unterschiede, die bei der Wahl der Weiterbildung eine entscheidende Rolle spielen können.
Generalist oder Spezialist
Geprüfte Betriebswirte werden in vielen verschiedenen Bereichen ausgebildet und sind damit eine Art Generalschlüssel für das Unternehmen. Sie erwerben viele Kenntnisse im betriebswirtschaftlichen und kaufmännischen Bereich, ohne dabei spezielles Wissen einer bestimmten Branche zu erwerben.
Ein geprüfter Betriebswirt ist also ein klassischer Generalist, der in vielen Branchen und Unternehmen einsetzbar ist und oft in der Unternehmensführung und dem Management tätig wird. |
Geprüfte Fachwirte, insbesondere Steuerfachwirte, sind hingegen absolute Spezialisten auf ihrem Gebiet. Sie erwerben tiefgreifende branchenbezogene Kenntnisse und können so komplexe, verantwortungsvolle Aufgaben in dieser Branche übernehmen. Zwar ist ein Quereinstieg in eine andere Branche nicht vollkommen ausgeschlossen, allerdings bleiben die meisten Spezialisten ihrer Branche viele Jahre treu.
Im Bereich der Steuerbranche hast Du als Steuerfachwirt bessere Chancen, um an der Seite von Steuerberatern zu arbeiten und verantwortungsvoll Deine eigenen Mandanten zu betreuen.
Ist es Dir hingegen wichtiger, Dir eine Hintertür zu einer anderen Branche offenzuhalten, empfiehlt sich die allgemeine Weiterbildung zum Betriebswirt.
Theorie oder Praxis
Die beiden Berufsgruppen arbeiten in der Praxis zum Teil sehr ähnlich. Unterschiedlich ist hingegen die Ausbildung: Während der angehende Steuerfachwirt praktische Erfahrungen sammelt und auch oft einschlägige Berufserfahrung nachweisen muss, lernt der angehende Betriebswirt sein Fach anhand theoretischer Inhalte, die nicht auf eine bestimmte Branche bezogen sind. Dies ist allerdings nur eine grobe Orientierung - die Lehrinhalte können je nach Institut sehr unterschiedlich ausfallen.
Weiterbildungsdauer
Bei einer Weiterbildung zum Betriebswirt ist nicht mit einer Ausbildungsdauer unter 2 Jahren zu rechnen. Im Gegensatz dazu kann eine Weiterbildung zum Steuerfachwirt in Vollzeit je nach Anbieter schon innerhalb von 3 Monaten absolviert werden.
Weiterbildungsangebote
Beim geprüften Betriebswirt handelt es sich um eine einzelne Weiterbildung, die bei den großen Anbietern für Fernlehrgänge absolviert werden kann. Da sich Fachwirte aber meist auf einen engen Kernbereich spezialisieren, ist hier das Angebot breiter gefächert und es werden die verschiedensten inhaltlichen Schwerpunkte angeboten.
Im Gegensatz zum Betriebswirt musst Du Dich bei der Weiterbildung zum Fachwirt außerdem selbstständig bei der IHK zur Prüfung anmelden.
Bei der Weiterbildung zum Betriebswirt oder Fachwirt kommt unter anderem darauf an, ob Du lieber spezialisiert oder breit gefächert arbeitest, wie viel Zeit Du in den jeweiligen Lehrgang investieren kannst und welche Branchen oder Arbeitsfelder Dich interessieren. Dabei gibt es viele Vor- und Nachteile, die Du im Einzelnen für Dich abwägen musst.
Während sich Steuerfachwirte dem Steuerwesen verschrieben haben, ist es für Betriebswirte einfacher, die Branchen zu wechseln. Zudem kann die Weiterbildungsdauer stark variieren (von 3 Monaten bis zu mehreren Jahren). Für welche Art der Weiterbildung Du Dich entscheidest, bleibt Dir überlassen.
* Um den Text leicht verständlich und unkompliziert zu halten, haben wir uns für die Nutzung des generischen Maskulinums, also der männlichen Form aller Hauptwörter, entschieden. Wir möchten aber niemanden ausschließen und weisen deshalb darauf hin, dass trotz der männlichen Form alle Geschlechter gemeint sind. Gerade die Branche der Steuerberatung ist sehr männlich dominiert. Wir wünschen uns unbedingt mehr Diversität in diesem Berufsfeld. Daher gilt: all genders are welcome!
Viele Experten sagen Bürojobs eine dunkle Zukunft voraus - so auch Bürojobs in der Buchhaltung. Schon seit einigen Jahren gibt es immer wieder Prognosen, dass KI, Robotik und Digitalisierung viele Berufsfelder überflüssig machen werden. Wird die Buchhaltung also aussterben?
Mehr lesenDie Berufswelt ist groß und unübersichtlich. Allein in der Steuerbranche gibt es unzählige Berufe, die Du ausüben kannst. Wie sollst Du da wissen, welcher der Richtige für Dich ist? Gerade Jugendliche, die kurz vor dem Schulabschluss stehen, wissen oft nicht, wie es nach der Schule weitergehen soll. Da hilft ein Praktikum - zum Beispiel als Buchhalter*.
Mehr lesenImmer mehr junge Menschen möchten keine Ausbildung machen, sondern lieber ein Studium absolvieren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Auch in der Steuerbranche steigt der Anteil derer, die ihren Weg in die Branche mit einem Studium gefunden haben.
Mehr lesenUm Steuerberater* zu werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten und Wege, die zum Ziel führen. Neben einer Ausbildung in einem Betrieb (Praktikerweg) kannst du ein duales Studium oder ein Hochschulstudium (Studiumweg) absolvieren. Alle diese Möglichkeiten erfordern aber einige Jahre Berufserfahrung, um schlussendlich ans Ziel zu gelangen.
Mehr lesenDer Start in eine Ausbildung ist auch der Start in einen komplett neuen Lebensabschnitt. Jedes Jahr beginnen junge Menschen am 1. August (nördliche Bundesländer) oder am 1. September (südliche Bundesländer) ihre Ausbildung in einer Steuerkanzlei.
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