Die mündliche Prüfung für Steuerfachangestellte

Was in der Prüfung erwartet wird
Frau lächelt im Hinblick auf ihre Prüfung

Die Abschlussprüfung für Steuerfachangestellte umfasst schriftliche und mündliche Prüfungen. Mit unseren Tipps und Beispielfragen bist Du optimal vorbereitet. Erfahre, worauf es ankommt, wie Du Deine Antworten strukturierst und welche Fragen in der mündlichen Prüfung häufig gestellt werden.

Der letzte Schritt auf dem Weg zum Steuerfachangestellten ist die Abschlussprüfung. Neben der schriftlichen Prüfung musst Du dann noch eine mündliche Prüfung ablegen, um dein Abschlusszeugnis zu bekommen. 

Damit Du dabei optimal vorbereitet bist, geben wir Dir in diesem Beitrag Tipps und Tricks, wie Du am besten lernen kannst und worauf es bei der Prüfung ankommt. Wir wünschen Dir viel Erfolg! 

1. Voraussetzungen für die Prüfung zum Steuerfachangestellten

Das Wissen, das Du während der Ausbildung erwirbst, qualifiziert Dich nicht nur für eine Tätigkeit in einer Steuerkanzlei, sondern eröffnet Dir auch Möglichkeiten in anderen Unternehmen. So kannst Du beispielsweise im Personalwesen arbeiten oder andere steuerrechtliche und betriebswirtschaftliche Aufgaben übernehmen. Um zur Prüfung als Steuerfachangestellter zugelassen zu werden, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein, die in der Prüfungsordnung festgelegt sind.

Du wirst zur Prüfung zugelassen, wenn:

  • Du die Ausbildungszeit abgeschlossen hast oder diese spätestens zwei Monate nach dem Prüfungstermin endet,
  • Du ein eingetragenes Berufsausbildungsverhältnis, z.B. in einer Steuerkanzlei, hast,
  • Du einen Ausbildungsnachweis (Berichtsheft) vorlegen kannst,
  • Du hast an der Zwischenprüfung für Steuerfachangestellte teilgenommen.

In der Regel erfüllst Du diese Voraussetzungen, wenn Du die duale Ausbildung zum Steuerfachangestellten erfolgreich durchläufst. Die Ausbildung findet sowohl in einer Steuerkanzlei als auch in der Berufsschule statt. Beide Institutionen sind mit den Anforderungen vertraut und unterstützen Dich dabei, diese bis zur Abschlussprüfung zu erfüllen.

2. Mündliche Prüfung für Steuerfachangestellte: Das ist der Ablauf

Erst nach der Auswertung der schriftlichen Prüfungen wirst Du zur mündlichen Prüfung eingeladen, sofern Du den schriftlichen Teil bestanden hast.

In der mündlichen Prüfung geht es hauptsächlich darum, zu zeigen, dass Du mandantenorientiert arbeiten kannst und die erforderlichen Kompetenzen für den Beruf der/des Steuerfachangestellten besitzt. Dazu gehört nicht nur das Bearbeiten von Aufgaben, sondern auch das Planen, Umsetzen und Kontrollieren.

Es werden keine spezifischen Fächer oder theoretisches Wissen abgefragt. Stattdessen musst Du beweisen, dass Du die gelernten Inhalte verknüpfen, Zusammenhänge verstehen und anwenden kannst – besonders das Wissen im Steuerwesen ist hierbei von großer Bedeutung.

Die Prüfung wird von einem Gremium aus 3 bis 5 Prüfern abgenommen, darunter mindestens ein Mitglied der Steuerberaterkammer, ein Steuerberater und ein Fachlehrer. Einer der Prüfer führt ein Protokoll, während mindestens ein weiterer das Prüfungsgespräch leitet. In den meisten Fällen wirst Du Dich hauptsächlich mit einem Prüfer unterhalten, während die anderen zuhören oder Protokoll führen.

Zu Beginn der mündlichen Prüfung erhältst Du zwei Aufgabenstellungen, von denen Du eine auswählen sollst. Für die Bearbeitung hast Du 10 Minuten Zeit. Nutze diese Zeit, um Dir Stichpunkte zu den möglichen Lösungsansätzen zu machen und die wichtigsten Gedanken festzuhalten. Versuche keinen kompletten Text zu schreiben, da dafür die Zeit nicht reicht. Du sollst Deine Lösung frei präsentieren und nicht vorlesen.

Nach der Präsentation wirst Du in der Mündlichen Prüfung weitere Fragen aus dem Fragenkatalog für Steuerfachangestellte zu den Themen Deiner Ausbildung beantworten müssen. Dabei kann alles abgefragt werden, was Du während der Ausbildung gelernt hast. Erfahrungsgemäß konzentrieren sich diese Fragen vor allem auf steuerliche Themen.

3. Beispiele für Fragen bei der mündlichen Prüfung

In der mündlichen Prüfung zum Steuerfachangestellten werden Fragen gestellt, die Dein praktisches Verständnis und die Anwendung Deines Wissens in realen Situationen testen. Hier sind einige typische Beispielfragen, die in der mündlichen Prüfung vorkommen könnten:

Allgemeine Fragen zur Steuerpraxis:

  1. Erklären Sie die Aufgaben eines Steuerfachangestellten im Tagesgeschäft einer Steuerkanzlei.
  2. Was sind die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung (GoB)?
  3. Welche Unterlagen benötigt man für die Erstellung einer Einkommensteuererklärung?
  4. Wie läuft eine Betriebsprüfung ab und welche Aufgaben haben Steuerfachangestellte dabei?
  5. Was ist der Unterschied zwischen Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) und Bilanz?

Fragen zum Steuerrecht:

  1. Wie werden Einnahmen und Ausgaben in einer Bilanz erfasst?
  2. Welche Ausgaben sind als Werbungskosten absetzbar?
  3. Welche Steuerklassen gibt es und wie wirken sie sich auf die Lohnsteuer aus?
  4. Was versteht man unter der Kleinunternehmerregelung nach §19 UStG?
  5. Erklären Sie den Unterschied zwischen Vorsteuer und Umsatzsteuer.

Fragen zur Einkommensteuer:

  1. Welche Einkunftsarten gibt es nach dem Einkommensteuergesetz?
  2. Wie wird der Grundfreibetrag in der Einkommensteuererklärung berücksichtigt?
  3. Was sind Sonderausgaben und wie wirken sie sich auf die Steuerlast aus?
  4. Wie wird der Progressionsvorbehalt in der Einkommensteuer berechnet?
  5. Welche Freibeträge gibt es für Kinder bei der Einkommensteuer?

Fragen zum Rechnungswesen:

  1. Erklären Sie den Unterschied zwischen Soll- und Ist-Versteuerung bei der Umsatzsteuer.
  2. Wie funktioniert das Kontenrahmensystem und wie werden Buchungen vorgenommen?
  3. Wie wird die Umsatzsteuer in der Buchhaltung verbucht?
  4. Was ist der Unterschied zwischen Aktiva und Passiva in einer Bilanz?
  5. Wie gehen Sie mit offenen Forderungen und Verbindlichkeiten um?

Mandantenorientierte Fragen:

  1. Wie würden Sie einem Mandanten die Vorteile eines Firmenwagens erklären?
  2. Was ist wichtig, wenn Sie einem Mandanten eine Steuererklärung erläutern?
  3. Wie gehen Sie vor, wenn ein Mandant steuerliche Fristen verpasst hat?
  4. Wie erklären Sie einem Mandanten die Notwendigkeit einer Steuerplanung?
  5. Welche Informationen sollten Sie von einem Mandanten einholen, der ein Unternehmen gründen möchte?

Diese Fragen decken verschiedene Bereiche ab und sollen sicherstellen, dass Du nicht nur theoretisches Wissen hast, sondern auch in der Lage bist, dieses in der Praxis anzuwenden und verständlich zu kommunizieren.

4. Wie bereite ich mich auf die mündliche Prüfung als Steuerfachangestellter vor?

Um Dich optimal auf die mündliche Prüfung als Steuerfachangestellte*r vorzubereiten, kannst Du folgende Schritte und Strategien nutzen:

  1. Praktische Anwendung üben: In der mündlichen Prüfung musst Du zeigen, dass Du in der Lage bist, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Übe deshalb, wie Du theoretische Inhalte auf Fallbeispiele anwenden kannst. Bearbeite reale oder simulierte Fälle, wie die Erstellung einer Steuererklärung für unterschiedliche Mandanten oder die Buchung von Geschäftsvorfällen. Solche Aufgaben stärken Dein Verständnis für die Praxis.
  2. Mandantenorientierte Kommunikation: Du musst in der mündlichen Prüfung Deine Kenntnisse verständlich präsentieren. Übe daher, Fachbegriffe und Steuerkonzepte so zu erklären, dass sie auch für Laien verständlich sind. Simuliere ein Gespräch mit einem "Mandanten", um zu üben, wie Du komplexe Sachverhalte klar und strukturiert erläutern kannst. Dabei könntest Du Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder einbeziehen.
  3. Musterfragen beantworten: Gehe die Beispielfragen durch und versuche, sie ohne Hilfsmittel zu beantworten. Dies hilft Dir, Deine Kenntnisse zu festigen und Sicherheit im freien Sprechen zu gewinnen.
  4. Strukturierte Antworttechniken: Du wirst zu Beginn der mündlichen Prüfung eine Aufgabe zur Bearbeitung bekommen, die Du in 10 Minuten vorbereiten musst. Nutze diese Zeit effizient, um Dir Stichpunkte und eine klare Struktur zu überlegen. Schreibe keine langen Texte, sondern nutze kurze Stichpunkte, die Dir als Leitfaden für die mündliche Präsentation dienen.
  5. Selbstsicherheit stärken: Organisiere eine simulierte mündliche Prüfung mit Kollegen oder Freunden, die in die Rolle der Prüfer schlüpfen. So kannst Du den Ablauf und die Prüfungssituation trainieren. Übe eine ruhige und souveräne Haltung. Achte darauf, Blickkontakt zu halten und Deine Antworten klar und strukturiert zu präsentieren. Vermeide es, Texte auswendig zu lernen. Es ist wichtig, dass Du die Themen im freien Gespräch darlegen kannst, ohne abzulesen.
  6. Online-Foren und Lerngruppen: Tausch Dich mit anderen Auszubildenden oder ehemaligen Prüflingen aus. Lerngruppen sind ideal, um sich gegenseitig abzufragen und Themen zu besprechen.

Mit einer guten Vorbereitung und einem strukturierten Lernplan wirst Du in der mündlichen Prüfung gut bestehen.

5. Fazit

Bei der mündlichen Prüfung kommt es vor allem darauf an, dass Du zeigen kannst, wie Du Dich im Berufsalltag im Umgang mit Mandanten und ihren Problemen präsentieren kannst. Wichtig ist deshalb, dass Du das gelernte Wissen nicht nur runterrattern, sondern auch einem Laien vermitteln kannst. Wir sind uns sicher, dass Du auch diese Hürde am Ende Deiner Ausbildung meistern wirst. Wir wünschen Dir alles Gute! 

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