Kanzlei-Benefits: Was Bewerber wirklich überzeugt

Recruiting-Tipps für Steuerkanzleien
Person tippt auf einem Laptop, umgeben von Zeitschriften und einem Notizbuch auf einer gemusterten Matte.

Sind traditionelle Benefits wie Kantinen und Diensthandys noch zeitgemäß? Entdecken Sie, welche Zusatzangebote wirklich einen Unterschied machen und die Gehaltszufriedenheit erhöhen. Von flexiblen Arbeitszeiten bis zu individuellen Coaching-Angeboten – finden Sie heraus, was moderne Mitarbeiter wünschen!

Arbeitgeber, auch Kanzleien, lassen sich inzwischen Einiges einfallen, um qualifizierte Kräfte für sich zu gewinnen. Doch machen Freitags-Chill-out mit ein paar Bierchen, schon beinahe klassisch gewordene Wellnessangebote mit Massage und Yoga, oder gemeinsam verbrachte gesponserte Freizeitangebote wirklich den Unterschied?

In den USA bezahlen Firmen ihren Mitarbeitenden die Putzkraft, erstatten Studiengebühren oder finanzieren ein Sabbatical; in Europa steigen die Gehälter immerhin etwas, es gibt mehr Fortbildung und die Offenheit wächst, auch Beschäftigte ohne formale Qualifikation einzustellen. Last but not least ist die Flexibilität im Hinblick darauf gestiegen, wo und wie Leute arbeiten. Sogenannte Flex-Work-Modelle.

Der Wandel vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt begann in den USA und Europa mit den niedrigen Arbeitslosenraten der 2010er-Jahre, fand in der Pandemie einen Höhepunkt und könnte, will man Experten glauben, aufgrund des demografischen Wandels noch Jahre andauern. So gab es in den 10er-Jahren vor Corona in Deutschland keine richtige Rezession mehr; die registrierte Arbeitslosigkeit ist in dieser Zeitspanne von fast fünf auf nur noch knapp über zwei Millionen gefallen.

Firmenobst oder Aufstiegsqualifizierung?

Ein größerer Gehaltsscheck, besser händelbare Arbeitszeiten oder mehr Fortbildungsmöglichkeiten, das sind die großen Themen, mit denen Arbeitgeber punkten. So können Benefits vor allem dann den Ausschlag geben, wenn der oder die Betreffende sich zwischen zwei Job-Angeboten entscheiden muss. Dabei hat die Arbeitgeberbewertungsplattform kununu 2022 in einer Studie zur Gehaltszufriedenheit herausgefunden, dass allein die Menge an Benefits bereits überzeugt.

Eine Studie zu Benefits - passend zur Steuerbanche - finden Sie übrigens auch in unserem Recruitingreport.

Der Zusammenhang zwischen der Anzahl der Benefits und der Gehaltszufriedenheit ist laut Studie, die sich auf 730.000 anonyme Bewertungen stützt, sogar sehr stark: "Während nur rund ein Drittel der Beschäftigten, die ein oder zwei Benefits erhalten, mit dem Gehalt zufrieden ist, sind es über 90 Prozent bei Beschäftigten, die 15 oder mehr Benefits erhalten", heißt es darin.

Viel hilft viel

Der positive Einfluss der Anzahl der Benefits auf die Gehaltszufriedenheit zeige sich auch, wenn nur Personen innerhalb des gleichen Landes, der gleichen Branche, in derselben Position, Betriebsabteilung und Gehaltsgruppe verglichen werden. Der Zusammenhang entstehe also beispielsweise nicht dadurch, dass Unternehmen in Branchen oder Regionen mit hohen Löhnen mehr Benefits anbieten und die Beschäftigten dieser Bereiche generell zufriedener mit ihrem Gehalt seien.

Am höchsten ist die Gehaltszufriedenheit laut Studie, wenn Mitarbeitende Coaching erhalten, an Events teilnehmen dürfen und außerdem flexibel arbeiten können. Nur einen geringen oder gar keinen Beitrag zur Zufriedenheit hingegen leisten eine Kantine, ein Diensthandy oder betriebsärztliche Angebote. Betrieblich organisierte Kinderbetreuungsmöglichkeiten werden gemäß dieser Studie als neutral eingestuft, positiver ranken "Barrierefreiheit" und "Der Hund kann mitgenommen werden".

Ebenfalls als wesentlich wird eine gute Verkehrsanbindung angenommen ebenso wie die finanzielle Beteiligung der Mitarbeitenden am Unternehmenserfolg. Außerdem haben die Autorinnen und Autoren der Studie herausgefunden: "Die meisten Benefits findest du häufig in Unternehmen mit einer modernen Unternehmenskultur."

Kanzleien als traditionelle Arbeitgeber?

Unterstellt man nun, dass Kanzleien in ihrer Mehrzahl eher einer traditionelleren Kultur verpflichtet sind als beispielsweise Unternehmen in Innovationsbranchen, dann wird die Frage nach den Benefits als Recruiting-Faktor noch bedeutsamer - insbesondere auch, wenn man die Ergebnisse von Studien wie der von Willis Towers Watson mit betrachtet, die Unternehmen Defizite bei der Auswahl ihrer Benefits bescheinigen. Hauptkritikpunkt: Bislang hätten viele Unternehmen zwar ihre Pflichten im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz erfüllt, aber das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter nur punktuell statt ganzheitlich gefördert.

Das bedeutet auch, dass es immer stärker auf den einzelnen Mitarbeitenden und seine oder ihre ganz individuellen Bedürfnisse ankommt. Ein Raster, das sich darüber brechen lässt, ist die Kategorisierung der Mitarbeitenden nach Alter und Lebenssituation, die Unternehmensberatungsperspektive teilt gern in Generation X, Y und Z ein.

Gegebenenfalls verhandelbar

Doch was nützt dieses Wissen konkret bei der Jobsuche? Tatsächlich sind Wechselwillige und Stellensuchende heute zumeist in der Situation, aus verschiedenen Angeboten wählen zu können. Sie sollten daher genau überlegen, welche Nebenbestandteile zu ihrem Gehalt am stärksten in der Lage sind, ihre Zufriedenheit zu erhöhen. Das können die flexiblen Arbeitszeiten sein, aber auch die betriebliche Altersvorsorge. Es lohnt sich in jedem Fall, die Angebote hierauf hin nicht nur zu vergleichen, sondern gegebenenfalls auch nachzuverhandeln. Denn im Moment ist eine Menge drin.

Auch interessant

Mann mit Sonnenhut arbeitet am Laptop sitzend vor dem Pool

Ab in den Urlaub: 14 Punkte-Checkliste für mehr Datenschutz und Sicherheit auf Reisen

Die nachfolgende 14-Punkte-Checkliste bietet hilfreiche Tipps und wichtige Hinweise, um den Urlaub mit Geschäft-Notebook, Smartphone und Unterlagen problemlos und sicher zu gestalten. Von Visual Hacking bis zur Krisenvorsorgeliste „ELEFAND“, diese Checkliste deckt alles ab, was in Bezug auf Sicherheit und Datenschutz zu beachten ist.

Mehr lesen
Eine schwarz-weiße Klappe für das Storytelling zeigt den Start für diese Marketingmaßnahme

Mit Storytelling die Arbeitgebermarke stärken

Ihr Terminkalender als Steuerberater ist schon voll genug mit Mandaten und internen Abläufen. Doch die Suche nach Fachkräften erfordert neue Ansätze. Warum gerade jetzt die strategische Einbindung von Storytelling in Ihr Kanzleimarketing entscheidend ist, erfahren Sie hier.

Mehr lesen
Mitarbeiterin sitzt am Schreibtisch und lächelt in die Kamera

KI im Steuerwesen (Teil 6/6): Robotic Process Automation RPA für Berichterstellung

Robotic Process Automation (RPA) hat sich als transformative Technologie für die Steuerbranche etabliert. Insbesondere bei der Berichterstellung bietet RPA eine erhebliche Zeitersparnis und ermöglicht Steuerfachkräften, sich auf strategische und beratungsintensive Aufgaben zu konzentrieren. Durch die Automatisierung repetitiver Tätigkeiten wie ...

Mehr lesen
Eine junge Frau macht von sich und zwei Kollegen ein Selfie

Social Media als Schlüssel zum Erfolg in der Steuerberatung

In einer Zeit, in der qualifizierte Arbeitskräfte rar sind und die Arbeitswelt sich ständig verändert, spielt der authentische Auftritt in den sozialen Medien eine entscheidende Rolle im Wettbewerb um Talente. Insbesondere für Steuerberatungskanzleien stellt sich die Frage, wie sie durch Social Media zu einem attraktiven Arbeitgeber...

Mehr lesen
Mehrere Bürokollegen und Kolleginnen stehen nebeneinander und klatschen, sie lächeln in die Kamera

Sechs Tipps um Mitarbeitende zu binden und zu fördern

Mitarbeitende, die zufrieden sind, bleiben ihrem Unternehmen gegenüber loyal. Es ist folglich für Arbeitgeber oft wirtschaftlicher, bestehende Mitarbeitende zu halten, anstatt neue einzustellen. Doch wie schaffen Sie es, Ihre Mitarbeitenden langfristig an Ihre Steuerkanzlei zu binden? Hier sind einige bewährte Strategien:

Mehr lesen