"Steuergestaltung ohne Riesenapparat"

Erfolgsstories & Erfahrungsberichte aus der Steuerbranche
"Steuergestaltung ohne Riesenapparat"
TaxTalents im Gespräch mit Steuerberater Dani El-Hourani

Dani El-Hourani ist seit dem 1.9.24 in Vollzeit selbstständig. Den 28-jährigen Steuerberater trieb bei seinem Gründungsprojekt eine ganz klare Vision an: selbst gestalten und zügig entscheiden. So schreitet der Aufbau seiner Kanzlei voran. TaxTalents sprach mit Dani EL-Hourani über seinen Neustart als selbstständiger Steuerberater.

TaxTalents: Herr El-Hourani, wie kamen Sie dazu, sich selbstständig zu machen?

StB Dani El-Hourani: Ich habe zunächst den ganz normalen Karriereweg eingeschlagen, ein Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) absolviert - mit einem Arbeitsvertrag bei der Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mbH. Aber schon während ich mein Steuerberaterexamen 2021 bis 2022 ablegte und danach Manager und Prokurist bei EY wurde, begleitete mich der Gedanke der Selbstständigkeit, weshalb ich nebenberuflich nach meiner Bestellung auch damit angefangen habe.

Ich habe dann in eine mittelständische Kanzlei in Stuttgart gewechselt. Ich wollte zusätzliche praktische Erfahrung sammeln und mir ansehen, ob die Partnerschaft in einer mittelständischen Kanzlei meinen Vorstellungen entspricht.

Nach anderthalb Jahren war es dann so weit: Zum 1.9.24 habe ich mich in Vollzeit selbstständig gemacht.

Warum war für Sie die Selbstständigkeit die richtige Entscheidung?

Dani El-Hourani: Führen, ohne sieben Runden zu drehen – das wollte und will ich nach wie vor. Da macht es natürlich einen Unterschied, ob man in einer Organisation mit 100 Partnern oder in einer mit dreien ist.

Noch sind Sie aber allein, oder?

Dani El-Hourani: Ja, das stimmt, ich habe hier Büroräume in Kirchheim unter Teck, meiner Heimatstadt in Baden-Württemberg, angemietet. Mittelfristig kann ich mir gut vorstellen, mit ein oder zwei weiteren Partnern zusammenzuarbeiten.

Wie sieht Ihre Strategie aus? Wie Ihr Beratungsansatz?

Dani El-Hourani: Für mich ist es wichtig, bei einer generalistischen Sicht zu bleiben. Ich bin davon überzeugt, dass der persönliche Kontakt und das Vertrauen, das in langjährigen Mandantenbeziehung wächst, die wichtigsten Voraussetzungen für eine gelungene Zusammenarbeit sind. Deshalb ist es mir sehr wichtig, diesen persönlichen Kontakt zu pflegen – jetzt und in Zukunft. Wenn zum Beispiel jemand vor einer Immobilieninvestitionsentscheidung steht, bekomme ich das mit und kann aus steuerlicher Perspektive Hinweise dazu geben.

Welche Mandate haben Sie bereits, und wie haben Sie Ihre ersten Mandanten akquiriert?

Dani El-Hourani: Im Moment betreue ich einen bunten Strauß von Mandaten, es sind bereits einige Unternehmen, auch GmbHs, darunter. Jedes neue Mandat aus einer Größenordnung, die ich bisher noch nicht hatte, ist ein Meilenstein. Gewonnen habe ich zunächst Mandanten aus dem eigenen Netzwerk, das noch aus Unizeiten stammt. Inzwischen gibt es aber auch nette Kollegen, die schlichtweg keine Kapazitäten mehr haben und mir Mandate zuspielen – manchmal auch solche, bei denen ich vielleicht aus Respekt eher nicht angefragt hätte.

Was war die größte Herausforderung im Gründungsprozess?

Dani El-Hourani: Tatsächlich die eigene interne Organisation. Wie gestalte ich einen Beratungsvertrag zum Beispiel, oder welche Größenordnung ist beim Abschluss von Versicherungen sinnvoll? Diese Dinge kommen in einem Anstellungsverhältnis nicht vor. Es ist neu für mich, nicht nur die fachliche Arbeit, sondern auch die Geschäftsführung zu übernehmen. Allerdings muss ich auch sagen: Man stellt sich das schlimmer vor, als es am Ende ist. Die Dinge finden sich.

Würden Sie aus heutiger Perspektive etwas gänzlich anders machen?

Dani El-Hourani: Wahrscheinlich würde ich den Schritt in die Selbstständigkeit schon früher gehen! Denn in der mittelständischen Kanzlei, in der ich nach meiner Zeit bei EY Erfahrungen gesammelt habe, lief vieles nicht so, wie ich es heute in meiner eigenen Kanzlei gestalte. Diese Erfahrungen zu machen war wichtig, dennoch hätte ich anderthalb Jahre früher dran sein können.

Nutzen Sie auch KI, um sich die Arbeit zu erleichtern?

Dani El-Hourani: KI hilft mir aktuell, Recherchearbeiten gezielter zu erledigen und mich in der Fachliteratur viel schneller zu orientieren. Außerdem lassen sich damit Dinge automatisierter erledigen, zum Beispiel die Buchhaltung. Das spart Zeit, die dann für die Beratung frei wird.

Was raten Sie anderen Gründerinnen und Gründern?

Dani El-Hourani: Das wichtigste für mich: Den Berater so früh wie möglich schreiben! Denn es wird nie den richtigen Zeitpunkt geben, es ist immer eine Fleißgeschichte. Außerdem sind Wegbegleiter superwichtig. Und dann: Sich im Vorfeld nicht zu sehr in Gedanken zu vertiefen, den Prozess nicht zu "verkopft" anzugehen. Ich habe mich retrospektiv betrachtet, zu oft gefragt: Was ist, wenn es nicht klappt? Mein Rat heute ist: einfach machen! Das ist zwar nicht immer so einfach, aber der einzige Weg. Was ich auch noch zentral finde: Nutzt die Netzwerke, die es gibt, besucht Veranstaltungen - hier etwa die der Steuerberaterkammer Stuttgart. Überwindet Euch, seid präsent, es lohnt sich, auch wenn es eine Menge Zeit kostet.

Das Interview mit Dani El-Hourani führte unsere TaxTalents Autorin: Alexandra Buba

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