So gelingt der Sprung in die Partnerschaft

Interview mit Claudia Rohe und Thomas Herzogenrath von RSM Ebner Stolz in Köln
Claudia Rohe und Thomas Herzogenrath von RSM Ebner Stolz in Köln Interview

Steuerberaterin Claudia Rohe wurde zum 1.1.25 mit 38 Jahren zur Partnerin bei RSM Ebner Stolz in Köln ernannt. Wie ihr Werdegang bis dahin verlief, welche Skills dabei zählten und was sich für sie verändert hat, erzählen die Beraterin und ihr Mentor, Thomas Herzogenrath, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und langjähriger Partner bei RSM, im Interview.

Frau Rohe, wann stellte sich zum ersten Mal die Frage, ob Sie Partnerin bei RSM Ebner Stolz werden?

StBin Claudia Rohe: Mein Einstieg bei RSM Ebner Stolz war im Jahr 2016, danach folgten sukzessive die nächsten Karriereschritte. Die individuelle persönliche und fachliche Entwicklung im Team bzw. im Unternehmen als Ganzes, zu der natürlich auch die Karrierestufen zählen, wurde ganz bewusst und frühzeitig in den Jahresgesprächen in den Fokus genommen. In meinem Fall haben tatsächlich die Partner dieses Thema zu einem früheren Zeitpunkt thematisiert als ich selbst.

So hatten wir bereits über eine Partnerposition gesprochen, als ich noch Senior Manager war. Für mich war aber klar, dass ich einen Schritt nach dem anderen machen und mich also zunächst als Director beweisen wollte, bevor ich konkret an eine Partnerrolle denke. Gleichsam hat mich dieses Vertrauen und die langfristige Perspektive meiner Partner über Jahre begleitet und gestärkt.

WP/StB Thomas Herzogenrath: Wir haben feste Beförderungsstufen, auf Berufsträgerlevel in der Regel beginnend mit dem Manager, dem Senior Manager und schließlich dem Director, bevor es eine Partnerschaftsoption gibt. Diese Struktur haben wir eingeführt, um insbesondere jungen Kolleginnen und Kollegen eine klare Perspektive wie auch feste Strukturen aufzeigen zu können. Der aufgezeigte Weg beinhaltet aber keinen Automatismus. Nicht jeder bringt die fachlichen und persönlichen Voraussetzungen mit und umgekehrt möchte natürlich auch nicht jede Kollegin oder jeder Kollege die Partnerrolle übernehmen. Wegen des überdurchschnittlichen Wachstums ist unser Bedarf aber hoch. So haben wir zum Jahreswechsel neben Claudia Rohe noch sieben weitere Kolleginnen und Kollegen zu Partnern im Steuerbereich ernannt. Insgesamt sind bei uns aktuell 586 Steuerberaterinnen und Steuerberater, darunter 94 Partnerinnen und Partner, tätig.

Wie lange dauert der idealtypische Weg in die Partnerschaft bei RSM?

WP/StB Herzogenrath: Die Zeitspanne umfasst etwa acht bis zwölf Jahre, in der Regel sind es zehn. Manchmal geht es auch schneller, je nachdem, welche Voraussetzungen mitgebracht werden. Wichtig ist, dass wir heute die Perspektive bereits frühzeitig aufzeigen, wenn wir merken, dass jemand voraussichtlich geeignet sein wird, um diese Kolleginnen und Kollegen auch besonders talentorientiert fördern aber auch fordern zu können. Das gilt übrigens auch im umgekehrten Fall: Wir wissen ja, dass viele es werden wollen, und deshalb geben wir auch ein begründetes Signal, wenn wir das für absehbar unrealistisch halten.

Frau Rohe, Sie waren nach dieser Rechnung eine der schnelleren Kandidatinnen. Was waren Ihre Gründe dafür, die Partnerperspektive, die Ihre Partner recht frühzeitig skizzierten, nicht sofort aufzugreifen? 

StBin Rohe: Ich bin mit zwei Jahren Berufserfahrung als Steuerberaterin bei RSM Ebner Stolz eingestiegen. Dies mit einbeziehend war mein Karriereverlauf insgesamt sehr klassisch. Die Partnerfunktion ist im Innen- wie im Außenverhältnis herausfordernd und mit viel Verantwortung und Engagement verbunden. Ich wollte zunächst Sicherheit und belastbare Erfahrungen durch eine längere Tätigkeit als Director gewinnen.

Herr Herzogenrath, womit hat Frau Rohe Sie überzeugt?

WP/StB Herzogenrath: Tatsächlich setzen wir die fachliche Kompetenz in unserer Liga voraus. Es geht daher insbesondere darum, ob jemand neben dieser Fachkompetenz in der Lage ist, Mandanten vertrauensvoll an uns zu binden. Wenn er oder sie es dann noch schafft, ein Team zu führen, dann werden wir als Partner hellhörig und geben der betreffenden Person sukzessive weitergehende Aufgaben, mit denen sie sich profilieren kann. Frau Rohe hat sowohl die Teamführung als auch die Mandantenbindung sehr gut hinbekommen, letzteres merke ich immer schnell daran, dass die Mandanten nicht mehr bei mir, sondern bei Frau Rohe anrufen. Auch wenn es schwer greifbar erscheint, formulierte es ein Partnerkollege einmal so: Du erkennst einen künftigen Partner, wenn er vor Dir steht.

Frau Rohe, wie haben Sie die zusätzlichen Aufgaben empfunden?

StBin Rohe: Dadurch, dass dies nach und nach passiert ist, konnte ich gut damit umgehen. Ich habe als Generalistin bei RSM Ebner Stolz begonnen und daneben über die Jahre fachliche Schwerpunkte in den Bereichen Tax Compliance Management sowie Lohnsteuer aufgebaut. Die zusätzlichen Führungs- und Organisationsaufgaben kamen Schritt für Schritt und haben sich fast natürlich in den Berufsalltag eingebettet.

WP/StB Herzogenrath: Der Partner-Werdungsprozess hat immer etwas mit geschenktem Vertrauen zu tun. So bekommen die potenziellen Kandidaten sukzessive weitere Aufgaben. Natürlich sind wir als etablierte Partner immer da und unterstützen, wo es hilfreich erscheint. Das Erreichen von Umsatz- und anderen Zielen sind dabei in aller Regel mehr das Ergebnis der ständigen Fortentwicklung als die Anforderung. Nach Eintritt in die Partnerschaft bestehen die Aufgaben der jüngeren Partner zunächst einmal in der Mandatsentwicklung, um sich etablieren zu können. Erst später kommen auch Managementaufgaben hinzu. Da wir alle Working Partner sind, wird die Mandatsarbeit immer der Schwerpunkt unserer Tätigkeit sein.

Herr Herzogenrath, gibt es spezielle Karriereprogramme für künftige Partnerinnen und Partner?

WP/StB Herzogenrath: Tatsächlich haben wir unsere Entwicklungsprogramme bis zur Managerebene sehr stark standardisiert, um allen das notwendige fachlichen Know-How unserer Branche mitzugeben. Danach allerdings läuft das individuell abgestimmt – also wieder talentorientiert und fokussiert auf die Entwicklungsfelder des Einzelnen. Insgesamt bieten wir ein großes Portfolio an Entwicklungsprogrammen an von Softskill-Seminaren bis zu persönlichen Coachings. Aber wer letztlich nach Durchlaufen der Programme mit seinem Wesen sowie seinen persönlichen und fachlichen Fähigkeiten Partner wird, bleibt ganz bewusst eine individuelle und diskretionäre Entscheidung.

Frau Rohe, gibt es einen Tipp, den Sie für alle haben, deren Berufsziel 'Partnerschaft in einer großen Kanzlei' lautet? 

StBin Rohe: Man sollte ehrlich prüfen, ob man den Beruf mit Freude und Leidenschaft ausübt, andernfalls kann man weder die Mandanten glücklich machen noch die Mitarbeiter motivieren und fördern. Auch wird man sonst die durchaus zeitintensive Tätigkeit als zu belastend empfinden. Außerdem ist es meiner Meinung nach wichtig, groß zu denken, das eigene Wissen gern zu teilen und kreativ zu sein. Es muss einem klar sein, dass die Partnerschaft nicht bei der fachlichen Tätigkeit aufhört, sondern der Ausbau des eigenen Bereichs und natürlich die entsprechende Akquise von Mandanten gleichermaßen Teil des Berufs ist.

Herr Herzogenrath, was raten Sie allen, die bei Ihnen oder womöglich auch andernorts eine Partnerschaft anstreben?

WP/StB Herzogenrath: Zentral ist unternehmerisches Denken im Sinne der Mandanten und auch der Partnerschaft. Es darf nicht um die eigene Karriere gehen, diese ist immer nur die logische Konsequenz aus dem eigenen Streben zur gemeinsamen Fortentwicklung der Partnerschaft. Als Partner geht es um den unbedingten Willen, den Mandanten in allen Belangen bestmöglich zu begleiten - losgelöst von irgendwelchen Arbeitszeiten und persönlichen Belangen. Dies ist bei aller Freiheit in der Berufsausübung oftmals anstrengend, der gemeinsame Erfolg kompensiert dies aber mehr als deutlich.

Wie war das bei Ihnen selbst?

WP/StB Herzogenrath: Als ich 2013 Partner wurde, waren die Prozesse noch nicht wirklich strukturiert. Mein Chef hat mir so eines Tages eröffnet, dass ich zum 1. Januar das Folgejahres Partner werden soll. Dies hat mich natürlich sehr gefreut, traf mich aber einigermaßen unvermittelt. So hat er dann auch meinem Wunsch entsprochen, mich noch ein Jahr lang darauf vorbereiten zu können. Eine Partnerschaft ist und bleibt herausfordernd - die Entscheidung ist also beidseitig mit Bedacht und voller Überzeugung zu treffen.

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