Burnout in der Steuerbranche: Wie groß ist das Risiko wirklich?

In der Steuerbranche mehren sich die Anzeichen für psychische Überlastung
Frau sitzt mit Kopfschmerzen am Schreibtisch

Stress, Fristendruck und Personalmangel prägen den Alltag in vielen Kanzleien. Doch wie groß ist das Risiko für ein Burnout-Syndrom bei Steuerberatern und Steuerfachangestellten wirklich? Wir werfen einen Blick auf aktuelle Zahlen und zeigen, welche Faktoren das Burnout-Risiko in der Steuerwelt besonders stark beeinflussen.

1. Was ist Burnout?

Burnout ist ein Zustand emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung, der durch anhaltenden Stress und Überforderung entsteht. Typische Symptome sind:

  • Erschöpfung
  • Zynismus oder innere Distanz zum Job
  • Verminderte Leistungsfähigkeit
  • Körperliche Beschwerden (z. B. Schlafprobleme, Kopfschmerzen)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkennt Burnout offiziell als „arbeitsbedingtes Syndrom“ an.

2. Aktuelle Burnout-Zahlen in Deutschland

Obwohl keine exklusive Statistik für die Steuerbranche existiert, bieten allgemeine Studien einen klaren Trend:

  • 46 % der Deutschen geben an, gelegentlich unter Burnout-Symptomen zu leiden.
  • 22 % erleben diese Symptome regelmäßig oder dauerhaft.
  • Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. (Quelle: pronova BKK Stressstudie 2024)

Besonders betroffen: Berufe mit hoher Verantwortung, ständiger Erreichbarkeit und Zeitdruck – alles Kriterien, die auf die Steuerberatung zutreffen.

3. Warum ist die Steuerbranche besonders gefährdet?

Chronischer Fristendruck

Kanzleien müssen sich jährlich durch eine Vielzahl gesetzlicher Abgabefristen kämpfen – von Einkommensteuer bis Umsatzsteuervoranmeldung. Permanenter Zeitdruck führt zu Stress – insbesondere in Stoßzeiten wie März bis Juli.

Personalmangel & Überstunden

Viele Kanzleien finden kaum qualifiziertes Personal. Das bedeutet: Mehrarbeit für bestehende Teams, oft ohne Ausgleich. Steuerfachangestellte berichten regelmäßig von 10–20 Überstunden pro Woche – besonders in kleineren Kanzleien.

Digitalisierung ohne Entlastung

E-Rechnungen, Grundsteuerreform, Plattformen wie Elster und DATEV: Die Digitalisierung bringt zwar Fortschritte, aber auch eine steile Lernkurve und steigende Komplexität. Viele Mitarbeitende fühlen sich durch Tool-Chaos und mangelnde Schulungen überfordert.

Emotionale Belastung

Steuerberatung besteht nicht nur aus Zahlen: Es geht um Vertrauen, Verantwortung und wirtschaftliche Existenzen. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten kann diese emotionale Komponente psychisch stark belasten.

4. Burnout erkennen: Alarmsignale in der Kanzlei

  • Häufige Krankmeldungen im Team
  • Rückzug von Kolleg:innen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Gereiztheit oder Stimmungsschwankungen
  • „Dienst nach Vorschrift“ statt Motivation

Tipp für Führungskräfte: Ein Klima der offenen Kommunikation ist entscheidend, um Burnout frühzeitig zu erkennen – und gegenzusteuern.

5. Was Kanzleien jetzt tun können

Workload analysieren & verteilen: Regelmäßige Kapazitätschecks helfen, Überlastung zu identifizieren.

Flexible Arbeitsmodelle anbieten: Homeoffice, Gleitzeit oder 4-Tage-Woche können die mentale Belastung reduzieren.

Team stärken durch Weiterbildung: Investitionen in digitale Kompetenzen reduzieren Stress im Umgang mit neuen Tools.

Mental-Health-Angebote etablieren: Externe Coachings, Inhouse-Beratung oder Online-Programme fördern Resilienz.

6. Fazit: Burnout ist auch in der Steuerberatung real

Burnout ist kein Tabuthema mehr – und gerade in der Steuerbranche sehr präsent. Auch wenn belastbare Branchendaten noch fehlen, zeigen Studien und Erfahrungsberichte eindeutig: Die Belastung ist hoch, der Handlungsbedarf groß.

Kanzleien, die psychische Gesundheit ernst nehmen, investieren nicht nur in das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden – sondern auch in langfristige Leistungsfähigkeit und Attraktivität als Arbeitgeber.

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