Erfolgreiche Führung: Was Kanzleien aus „The Bear“ lernen

Tipps zur Konfliktbewältigung im Kanzleialltag
Mehrere Personen in Businesskleidung sitzen in einem modernen Konferenzraum und führen eine Besprechung; eine Person steht und spricht zum Team. Im Hintergrund sind Glaswände und Büros zu sehen.

Kennen Sie die Netflix-Serie „The Bear“? Die Serie dreht sich um einen jungen Küchenchef, der das Restaurant seiner Familie in Chicago übernimmt. Dabei arbeitet er mit einem konfliktgeladenen Team zusammen. Die Serie ist ein anschauliches Beispiel für eine toxische Führung. Lernen Sie, welche Fehler Führungskräfte..

Die Erfolgsserie „The Bear“ begeistert nicht nur Serienfans, sondern bietet auch wertvolle Einblicke für Führungskräfte – weit über die Restaurantküche hinaus. Im Mittelpunkt steht Carmen „Carmy“ Berzatto, ein Spitzenkoch, der nach dem Tod seines Bruders einen chaotischen Sandwichladen übernimmt. Schnell wird deutlich: Die Herausforderungen, mit denen Carmy konfrontiert ist, ähneln denen in vielen Steuerkanzleien. Zeitdruck, hohe Erwartungen, Teamkonflikte und die ständige Suche nach Qualität und Effizienz sind Alltag – ob am Herd oder am Schreibtisch. Die Serie ist ein Lehrstück für gutes Leadership, effektives Stressmanagement, die Förderung psychischer Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden.

1. Gute Führung beginnt mit klarer Kommunikation

Die Szene in „The Bear“

Carmy legt seinem Team neue Regeln wortlos auf den Tresen. Das Team fühlt sich übergangen, Frust und Missverständnisse sind die Folge. In der Serie eskaliert die Situation, weil niemand weiß, was erwartet wird.

Die Lehre für die Steuerbranche

Gutes Leadership lebt von Kommunikation. Erfolgreiche Führungskräfte erklären nicht nur, was zu tun ist, sondern auch warum. Gerade in der Steuerbranche, wo komplexe Gesetzesänderungen, Digitalisierung und Mandantenwünsche schnelle Anpassungen erfordern, ist es entscheidend, Mitarbeitende mitzunehmen.

Der Organisationspsychologe Robert I. Sutton betont: „Gute Chefs erklären nicht nur das Was, sondern auch das Warum.“ Wer Hintergründe kennt, kann Entscheidungen besser nachvollziehen und engagiert sich mehr.

Praxis-Tipp:

Regelmäßige Teammeetings, offene Fragerunden und digitale Plattformen wie MS Teams oder Slack fördern Transparenz und verhindern Missverständnisse. Auch schriftliche Zusammenfassungen und Protokolle helfen, Informationen nachhaltig zu verankern.

2. Mitarbeitende einbinden und unterstützen

Die Szene in „The Bear“

Carmy setzt hohe Ansprüche – etwa eine täglich wechselnde Speisekarte – ohne das Team einzubeziehen. Die Mitarbeitenden sind überfordert und erhalten kaum Unterstützung.

Die Lehre für die Steuerbranche

Einbindung und Unterstützung sind Schlüssel für Motivation und Leistungsbereitschaft. Wer Mitarbeitende frühzeitig einbindet, fördert Verantwortungsbewusstsein und Innovationskraft. Gerade in der Steuerbranche, wo neue Gesetze und Mandantenanforderungen schnelle Anpassungen verlangen, profitieren Teams von einer offenen Feedbackkultur.

Der Wirtschaftswissenschaftler Matthias Heinz betont: „Führungskräfte, die auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen, erzielen nachhaltigere Ergebnisse.“ Unterstützung heißt auch, individuelle Stärken zu fördern und gezielte Weiterbildungen anzubieten.

Praxis-Tipp: Regelmäßige Feedbackgespräche und kurze „Check-ins“ helfen, Überforderung frühzeitig zu erkennen. Tools wie Officevibe oder TinyPulse unterstützen anonymes Feedback. In der Steuerbranche sind auch interne Wissensrunden und Mentoring-Programme hilfreich, um den Wissenstransfer zu fördern.

3. Konflikte konstruktiv lösen und Austausch fördern

Die Szene in „The Bear“

In der Serie eskalieren Konflikte, weil die Kommunikation abbricht. Persönliche Spannungen werden nicht angesprochen, Missverständnisse schwelen und drohen, das Team zu spalten.

Die Lehre für die Steuerbranche

Konflikte sind in jedem Team normal – entscheidend ist der Umgang damit. Der Team-Experte Stefano Mastrogiacomo empfiehlt, Emotionen zu kontrollieren, aktiv zuzuhören und Konflikte sachlich anzugehen. In der Steuerbranche, wo Stress und Deadlines häufig zu Spannungen führen, ist eine offene Diskussionskultur essenziell.

Führungskräfte sollten als Moderatoren agieren, Missverständnisse frühzeitig ansprechen und das Team ermutigen, Probleme gemeinsam zu lösen. Eine respektvolle Diskussionskultur, in der Kritik erlaubt ist und Fehler als Lernchancen gesehen werden, stärkt das Team und fördert Innovation.

Praxis-Tipp:

Nutzen Sie Methoden wie gewaltfreie Kommunikation oder strukturierte Konfliktgespräche. Die IHK bietet Seminare zu Konfliktmanagement an. Auch externe Moderatoren können bei festgefahrenen Konflikten helfen.

4. Stressmanagement und psychische Gesundheit: Leadership in der Verantwortung

Die Szene in „The Bear“

Das Restaurant ist ein permanenter Stressherd: Zeitdruck, hohe Erwartungen und chaotische Abläufe führen zu Überforderung, Fehlern und gesundheitlichen Problemen. Carmy selbst leidet sichtbar unter dem Druck und zieht sich immer mehr zurück.

Die Lehre für die Steuerbranche

Erfolgreiche Führungskräfte erkennen Stressoren frühzeitig und steuern aktiv dagegen. Sie achten auf die psychische Gesundheit ihres Teams und sorgen für ausreichend Erholungsphasen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weist darauf hin, dass Stress am Arbeitsplatz zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann – von Erschöpfung bis Burnout.

In der Steuerbranche, wo Mandanten, Fristen und Gesetzesänderungen oft gleichzeitig Druck erzeugen, ist präventives Stressmanagement besonders wichtig. Führungskräfte sollten für eine ausgewogene Arbeitsbelastung sorgen, klare Prioritäten setzen und Pausen aktiv fördern.

Praxis-Tipp: Implementieren Sie feste Pausenzeiten, bieten Sie gesundheitsfördernde Maßnahmen wie Yoga oder Achtsamkeitstrainings an und achten Sie auf Warnsignale wie häufige Krankmeldungen oder Überstunden. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) bietet hilfreiche Ressourcen zur Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz. Auch digitale Tools für Zeiterfassung und Belastungsmonitoring können helfen, Stress frühzeitig zu erkennen.

5. Wohlbefinden der Mitarbeitenden als Erfolgsfaktor

Das Wohlbefinden der Mitarbeitenden ist kein „Nice-to-have“, sondern ein zentraler Erfolgsfaktor für leistungsfähige Teams. Studien zeigen, dass zufriedene, gesunde Mitarbeitende produktiver, kreativer und loyaler sind. Erfolgreiche Führungskräfte schaffen ein Arbeitsumfeld, in dem sich alle sicher, wertgeschätzt und eingebunden fühlen.

Die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) betont: „Gute Arbeitsbedingungen sind die Basis für Motivation und Innovationskraft.“ Flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice-Optionen und individuelle Entwicklungspfade sind heute Standard für attraktive Arbeitgeber.

Praxis-Tipp: Fördern Sie eine offene Feedbackkultur, bieten Sie flexible Arbeitsmodelle an und ermöglichen Sie individuelle Entwicklungspfade. Nutzen Sie Mitarbeiterbefragungen, um regelmäßig das Wohlbefinden zu messen und gezielt zu verbessern. Auch kleine Maßnahmen wie gemeinsame Mittagspausen oder Team-Events stärken das Wir-Gefühl.

6. Die Rolle erfolgreicher Führungskräfte: Vorbild, Coach und Moderator

Erfolgreiche Führungskräfte sind mehr als nur Vorgesetzte – sie sind Vorbilder, Coaches und Moderatoren. Sie leben die Werte vor, die sie von ihrem Team erwarten, und schaffen eine Atmosphäre des Vertrauens. Sie fördern die persönliche und fachliche Entwicklung ihrer Mitarbeitenden, erkennen Potenziale und unterstützen bei Herausforderungen.

Laut Harvard Business Review verbringen erfolgreiche Führungskräfte viel Zeit damit, zuzuhören, zu coachen und Feedback zu geben. Sie setzen klare Ziele, geben Orientierung und lassen gleichzeitig Raum für Eigeninitiative. In der Steuerbranche bedeutet das auch, Mitarbeitende bei der Bewältigung komplexer Mandate zu begleiten und ihnen bei schwierigen Mandanten den Rücken zu stärken.

7. Leadership in der Praxis: Handlungsempfehlungen für Steuerkanzleien

  • Klare Kommunikation: Entscheidungen transparent und nachvollziehbar erklären.
  • Wertschätzende Einbindung: Mitarbeitende frühzeitig beteiligen und unterstützen.
  • Konstruktive Konfliktkultur: Konflikte offen und sachlich lösen.
  • Aktives Stressmanagement: Belastungen erkennen und gezielt reduzieren.
  • Fokus auf psychische Gesundheit: Präventiv handeln und Ressourcen bereitstellen.
  • Wohlbefinden fördern: Arbeitsumfeld schaffen, in dem sich alle sicher und wertgeschätzt fühlen.
  • Vorbild sein: Als Führungskraft Werte vorleben und die Teamkultur prägen.
  • Lernkultur etablieren: Fehler als Chance begreifen und kontinuierliche Weiterentwicklung fördern.
  • Digitale Tools nutzen: Prozesse automatisieren, um Routineaufgaben zu reduzieren und Zeit für wertschöpfende Tätigkeiten zu schaffen.

Fazit: Leadership, das inspiriert – nicht nur in der Serie „The Bear“

Die Serie „The Bear“ verdeutlicht eindrucksvoll, wie schnell schlechte Führung, mangelnde Kommunikation und fehlendes Stressmanagement zu Chaos und Unzufriedenheit führen. Für die Steuerbranche – und alle anderen Branchen mit hoher Arbeitsbelastung – gilt: Erfolgreiche Führungskräfte setzen auf gutes Leadership, fördern das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und achten auf die psychische Gesundheit im Team. Sie schaffen eine Atmosphäre, in der Herausforderungen gemeinsam gemeistert und Erfolge gefeiert werden.

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