
Auszeichnungen und Preise: Wer durch die Social-Media-Timelines scrollt, liest eine Menge darüber. Doch welche Rolle spielen die Lorbeeren jenseits der Eitelkeit für das tägliche Geschäft und die Karriere? Die junge Professorin Dr. Sandra Zilker wurde von der DATEV für ihre KI-Forschung ausgezeichnet. Sie erzählt, welche Netzwerkeffekte das nach sich zieht.
Prof. Dr. Sandra Zilker ist Professorin an der Technischen Hochschule Nürnberg. Die Wirtschaftswissenschaftlerin und -informatikerin lehrt Geschäftsprozessmanagement und Business Analytics und forscht zu prädiktiver und präskriptiver Geschäftsprozessüberwachung und erklärbarer und interpretierbarer KI. Sie hat im Jahr 2024 den Dr.-Heinz-Sebiger-Preis der DATEV-Stiftung Zukunft erhalten.
TaxTalents: Frau Prof. Dr. Zilker, wie überrascht waren Sie selbst von Ihrer Auszeichnung?
Prof. Dr. Sandra Zilker: Obwohl man sich für den Preis, den ich bekommen habe, ja aktiv bewerben musste, war ich trotzdem ziemlich überrascht, dass ich tatsächlich ausgewählt worden war. Ich habe mich wahnsinnig gefreut und es für mich als große Wertschätzung empfunden, als meine Arbeit auch von extern so positiv beurteilt wurde. Zunächst habe ich nur eine E-Mail bekommen, in der es hieß, ich solle mal bei der DATEV-Stiftung Zukunft anrufen. Da hatte ich schon den leisen Verdacht, dass es vielleicht geklappt haben könnte.
TaxTalents: Ist es in der Wissenschaftscommunity üblich, dass man von sich aus aktiv wird?
Prof. Dr. Sandra Zilker: Durchaus, die Restriktion war hier die Note der Dissertation, es musste ein 'sehr gut' sein. Der Entscheidungsprozess war relativ lang, die Bewerbung musste im Mai abgegeben werden, die Jury hatte sich im September geeinigt. Neben der Dissertation selbst musste ich noch die beiden Gutachten einreichen und einen Lebenslauf. Das war vom Aufwand her absolut überschaubar. Allerdings muss ich noch dazusagen, dass ich nicht selbst auf die Idee kam, mich zu bewerben, sondern von meinem Doktorvater darauf hingewiesen worden bin.
TaxTalents: Warum haben Sie sich dann letztendlich beworben?
Prof. Dr. Sandra Zilker: Ausschlaggebend war gar nicht der monetäre Aspekt, obwohl das Preisgeld mit 10.000 EUR nicht gering ist, sondern vor allem das Renommée, das mit dem Preis verbunden ist. Es ist nämlich so, dass Auszeichnungen, die die Wirtschaft vergibt, für Wissenschaftler besonders bedeutend sind. Dieser Preis ist vor allem deswegen für mich auch so wichtig, weil er wirklich die gesamte Dissertation würdigt, während andere Auszeichnungen sich manchmal nur auf einzelne Veröffentlichungen beziehen.
TaxTalents: Wie läuft eine Preisverleihung ab, und was bedeutet einem das persönlich?
Prof. Dr. Sandra Zilker: Wie der Abend abläuft, wurde in einem gemeinsamen Termin vorbesprochen: Es gab einen Sektempfang, einen Fachvortrag, dann die Laudatio mit Preisverleihung und schließlich ein gemeinsames Abendessen. Ich habe das als etwas ganz Besonderes empfunden und gemerkt, wie viel Mühe sich die Beteiligten gegeben haben, um es dazu werden zu lassen. Neben dieser rein emotionalen Seite des wirklich tollen Festakts gab es natürlich noch einen weiteren handfesten Nutzen der Veranstaltung: Ich konnte Kontakte knüpfen, nicht nur zu den Wirtschaftsvertretern, sondern auch zu anderen Wissenschaftlerinnen und Forschenden, die eingeladen waren.
Tax Talents: Das zeigt, dass ein solcher Preis noch eine Reihe von Nebeneffekten zusätzlich zum Imagegewinn hat, oder?
Prof. Dr. Sandra Zilker: Ja, in der Tat. Ich habe im Nachgang unheimlich viel positives Feedback über Social Media bekommen und konnte auch hier nochmals spannende Kontakte knüpfen, die am Ende meiner Forschung und Lehre dienen. Letzteres übrigens zum Beispiel über spannende Gastvorträge aus der Praxis. Daneben kommt man natürlich in enge Verbindung zum Unternehmen DATEV eG selbst, dort habe ich Gespräche mit der KI-Abteilung geführt. Die vielfältigen Auswirkungen des Ganzen haben mich tatsächlich selbst sehr überrascht.
TaxTalents: Eine Auszeichnung ist also in erster Linie ein Türöffner?
Prof. Dr. Sandra Zilker: Für mich als Wissenschaftlerin würde ich sagen: Auf jeden Fall sind Preise ein Türöffner! Ich bin seit 2024 FH-Professorin und will meine Themen – also KI für die Überwachung von Geschäftsprozessen – in Lehre und Forschung vorantreiben, und dafür braucht es in der Regel Projektpartner, die sich so viel leichter finden lassen, weil die eigene Arbeit in der Praxis zur Kenntnis genommen wird. Deshalb kann ich nur jedem und jeder raten, sich zu bewerben und es einfach zu probieren.
TaxTalents: Was ist der Kernpunkt, für den Ihre Arbeit ausgezeichnet wurde und was ist Ihnen generell in der Forschung wichtig?
Prof. Dr. Sandra Zilker: Im Wesentlichen habe ich mich in meiner Dissertation mit dem Einsatz von Deep Learning für die Vorhersage im Kontext von Geschäftsprozessen befasst. Das hat Bezug zur Steuerberatung, ist aber generalisierbar. Das macht es auch so interessant für alle Branchen. KI ist ein omnipräsentes Thema, mir war wichtig eine neue Perspektive darauf zu geben. Das handfeste Ergebnis sind Softwarestücke, die frei verfügbar sind, und in eine Geschäftssoftware eingebettet werden können. Ich selbst will nicht nur Nischenprobleme lösen, sondern eine Basis schaffen, die viele nutzen können.

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