Schlechte Chefs - was Bewertungen auf kununu bedeuten

Recruiting-Tipps für Steuerkanzleien
Schlechte Chefs - was Bewertungen auf kununu bedeuten
Bewertungen auf kununu lassen tief blicken

Erfahren Sie, warum das Vorgesetztenverhalten und die Kommunikation laut kununu-Bewertungen oft in der Kritik stehen. Entdecken Sie die häufigsten Probleme und Verbesserungsvorschläge für Kanzleien...

Wer sich durch die Einträge beim Bewertungsportal "kununu" klickt, findet jede Menge Einträge zu Steuerkanzleien aller Größenordnungen. Unter den Top 15 der Branche - gerankt wird nach Gesamtergebnis und Weiterempfehlungsquote - findet sich allerdings keine einzige Big Four-WP- oder Steuerberatungsgesellschaft.

Umgekehrt gilt: Die ganz Großen zählen auch nicht zu den am schlechtesten bewerteten Kanzleien, dort rangieren kleine und mittlere Büros. Das mag zwei Gründe haben: Zum einen nivelliert die Vielzahl der Bewertungen bei den Big Four extreme Einschätzungen einzelner Mitarbeitender, zum anderen sind es vor allem die persönlichen Faktoren, die zu extrem negativen Urteilen führen. Und diese wirken sich in kleineren Einheiten stärker aus - das gilt im Positiven wie im Negativen.

Warum gehen Mitarbeitende?

Bei "kununu" gibt es die Kategorien "Job oder Ex-Job", doch sich allein auf zweitere zu fokussieren, kann das Bild verfälschen, da dies keine Aussagen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berücksichtigt, die planen, das Unternehmen zu verlassen oder dies mittlerweile bereits getan haben. Daher wurden in der Stichprobe auch Bewertende mit betrachtet, die angaben, ihren Arbeitgeber nicht weiterzuempfehlen. Auf diese Weise werden zudem negative Erfahrungen, die die »Ex-Job»-Bewertenden möglicherweise erst während der Auflösungsphase des Arbeitsverhältnisses gemacht haben, relativiert.

Im Detail ergab die Stichprobe folgendes Bild: Die schlechteste Bewertung bei den Nicht-Empfehlern erhält das "Vorgesetztenverhalten". Hier wird nahezu immer nur ein Stern von fünf möglichen vergeben, häufig zusätzlich versehen mit einem emotionalen Kommentar ("Gibt es auch "Minus-Sterne"?). Diese Kommentare beziehen sich gelegentlich auf die mangelhafte fachliche Kompetenz ("Die/Der Angestellte bildet teilweise seine Vorgesetzten fachlich aus. Die angedachte positive Korrelation zwischen Anzahl der Berufstitel auf der Visitenkarte und fachlicher Kompetenz lässt sich dort in der Praxis so leider nicht durchgängig verifizieren.").

Mangelnde Eignung der Vorgesetzten

Oftmals stellen sie aber auch das Führungsverhalten in Abrede ("Das kleine 1x1 wertschätzender Mitarbeiterführung wird nicht mal ansatzweise beherrscht." "schlechte Laune an Untergebenen ausgelebt"). Eng verbunden damit ist das Thema Kommunikation, das als zweiter wesentlicher Malus von denjenigen auffällt, die ihren Arbeitgeber nicht weiterempfehlen.

Auch hier gibt es in der Regel einen Stern der Unzufriedenen nebst Kommentar ("Gibt es nicht, man erfährt Vertragsänderung direkt ohne Vorwarnung." "Jede Abteilung, jede Niederlassung, jedes Land, jede Firmierung des undurchsichtigen Konglomerats macht, was es will. Das muss ich leider sogar als Berufsträger sagen.")

Kollegenzusammenhalt besser als Führungsverhalten

Interessant ist die Tatsache, dass die Schwächen in Führungsverhalten und Kommunikation nicht unbedingt mit dem Zusammenhalt im Team und der allgemeinen Arbeitsatmosphäre korrelieren (»Der Fisch stinkt vom Kopf»; »Kommt auf die Kollegen an»). Doch auch das Gegenteil ist gelegentlich der Fall (»Einzelkämpferausbildung ist vorteilhaft. Help yourself. "Klüppchen und Kohortenbildung". »Ausgeprägte »Prevent Blame-me" Kultur gegenüber Vorgesetzten.»).

In der Summe ist die Bewertung des Kollegenzusammenhalts aber oft besser als die des Vorgesetztenverhaltens (»Mein Team war top, man erträgt das Leid jedoch gemeinsam»). Das gilt allerdings offenbar nur dann, wenn in Präsenz gearbeitet wird (»Durch permanentes Homeoffice kaum zustande[ge]kommen [gemeint ist der Kollegenzusammenhalt], da man so zu den Kollegen kein persönliches Verhältnis aufbauen kann.»).

Verbesserungsvorschläge zu Führung und Kommunikation

Entsprechend der Hauptkritikpunkte - Führung und Kommunikation - fallen auch die Verbesserungsvorschläge derjenigen, die Kritik üben, meist in die Kategorie "Führung" und "Kommunikation" ("Ein ehrliches und verbindliches Miteinander zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern, nicht vorne herum höflich und freundlich, aber hintenrum keine Versprechungen einhalten und die Mitarbeiter absägen." "Manche Vorgesetzte sollten DRINGEND einen Kurs zur Mitarbeiterführung belegen").

Auch das Thema »Teamstrukturierung und -zusammensetzung» spielt dabei eine Rolle (»Nicht besonders kompetente Führungskräfte vielleicht in andere Abteilungen unterbringen. Und dringend für weltoffene, sympathische und emphatische Kräfte sorgen.»). Kanzleien, die diese Befunde ernst nehmen und Gegenmaßnahmen - etwa durch Training oder mehr Feed-back-Instrumente - ergreifen, verschaffen sich in Zeiten des Fachkräftemangels sicherlich einen nicht unerheblichen Wettbewerbsvorteil.

Transparenzhinweis

Die Bewertungen und Kommentare wurden im Zeitraum vom 9. bis 11.10.23 der Bewertungsplattform "kununu" entnommen. Sie stammen aus der Beurteilung mehrerer Steuerkanzleien unterschiedlicher Größenordnungen. Sie können als typisch für viele Arbeitgeber angesehen werden. Die einzelnen betroffenen Kanzleien sind aus Fairnessgründen bewusst nicht genannt, da ansonsten der Eindruck entstehen könnte, diese wären besonders negative Einzelbeispiele - was so aber nicht der Fall ist.

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