So finden Sie Nachwuchstalente für Ihre Steuerkanzlei

Jungen Zuwachs in der Steuerbranche finden
Strahlende Nachwuchstalente in der Steuerbranche: Vier junge Menschen in farbenfroher Kleidung lächeln motiviert in die Kamera – bereit für eine Zukunft voller Chancen und Herausforderungen

Die Steuerbranche kämpft mit Nachwuchsmangel. Wie lassen sich junge Talente begeistern? Moderne Arbeitsmodelle, Work-Life-Balance und Flexibilität sind gefragt. Unser Beitrag zeigt, wie Sie als Steuerkanzlei attraktive Bedingungen schaffen und Nachwuchs erfolgreich gewinnen können.

Wie der TaxTalents Recruiting Report 2024 zeigt, ist die Steuerbranche im Durchschnitt 40-49 Jahre alt. Schon jetzt ist also klar: Es fehlt an Nachwuchs. Aber die jungen Menschen zu überzeugen, ist eine schwierige Sache, sind sie doch alle faul und möchten nicht arbeiten. Oder etwa doch nicht?

Über die junge Generation existieren viele Vorurteile, doch faul sind sie sicher nicht - das belegen immer wieder Studien. Fakt ist aber: Es gibt deutlich weniger junge Menschen als alte und Arbeitgeber* müssen zunehmend um die vorhandenen Arbeitskräfte werben. Gleichzeitig nutzt die nächste Generation neue Medien und hat andere Ansprüche an ihren Arbeitsplatz. 

Wie Sie die Nachwuchstalente der Steuerbranche dennoch für sich begeistern, zeigen wir in diesem Beitrag. 

Junge Menschen in der Arbeitswelt: Faul oder motiviert?

Es gibt einen zunehmenden Nachwuchsmangel in Steuerkanzleien - woran liegt das? Gerade die ältere Generation wirft den jungen Menschen immer wieder eine schlechte Arbeitsmoral und Faulheit vor. Dabei handelt es sich meist um Vorurteile. Studien konnten bisher jedoch nie zeigen, dass die “Generation Z” (also jene, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind) weniger arbeitet oder fauler sei als andere Altersgruppen. 

Was jedoch stimmt: Junge Menschen haben häufig ein anderes Verhältnis zu ihrem Arbeitsplatz als andere Generationen. Das liegt zum einen daran, dass durch steigende Preise ein steigender Wohlstand für die nächsten Generationen in weite Ferne gerückt ist. Die Ansicht, sich nicht unbedingt ein Eigenheim etc. leisten zu können, aber auch ein steigendes Bewusstsein für die eigene Gesundheit und Work-Life-Balance führt dazu, dass junge Menschen zunehmend nicht mehr bereit sind, sich “kaputt zu arbeiten”, wie sie das bei ihren Eltern und Großeltern beobachtet haben. 

Gleichzeitig sind sie sich aber auch darüber bewusst, dass sie durch den demografischen Wandel gefragte Arbeitskräfte sind und sich im Großen und Ganzen aussuchen können, wo sie arbeiten möchten - und zu welchen Konditionen. Genau kommen Sie als Arbeitgeber ins Spiel: Wie überzeugen Sie junge Nachwuchstalente davon, bei Ihnen zu arbeiten? 

Heben Sie sich mit diesen Benefits als Steuerkanzlei ab

Junge Menschen legen auf verschiedene Angebote und Gegebenheiten Wert, die die ältere Generation nicht immer auf dem Schirm hat. Gerade die doch immer noch relativ konservative Steuerbranche kann nicht immer bei modernen Arbeitsmodellen punkten. Gut für Sie: So kann sich Ihre Steuerkanzlei gut abheben und herausstechen. 

Folgende Angebote machen Sie als Arbeitgeber attraktiv: 

  • Sicherer Arbeitsplatz und faire Bezahlung: Bei diesem Punkt sind alle gleich. Jeder möchte gut verdienen und einen sicheren Arbeitsplatz haben. Gerade junge Menschen werden aber oft nach dem Studium oder der Ausbildung mit befristeten Arbeitsverträgen oder Trainee-Verträgen zum Mindestlohn abgespeist. Machen Sie das nicht! Zeigen Sie Wertschätzung gegenüber jungen Menschen und holen Sie sich die besten Talente ins Team. 
  • Flexibilität und Eigenverantwortung: Ständige Kontrolle und sogenanntes Micromanaging hat keiner gerne und wird schnell zu einer psychischen Belastung. Auch ohne jahrelange Berufserfahrung sollten Sie Nachwuchstalenten zutrauen, Aufgaben selbstständig zu erledigen. Gleichzeitig legen junge Menschen auch viel wert auf flexible Arbeitszeiten (z.B. Gleitzeit) und genügend Freizeit. 
  • Homeoffice: Auch Home Office ist immer noch hoch im Kurs - nicht nur bei jungen Menschen. Wenn möglich, sollten Sie dies als Arbeitgeber zumindest an 2-3 Tagen in der Woche gestatten. Auch hierbei geht es um Eigenverantwortung und Flexibilität. Auch wenn einige Arbeitgeber skeptisch sind, zeigt sich immer mehr, dass Arbeitnehmer auch im Homeoffice produktiv und verlässlich arbeiten. 
  • Work-Life-Balance: Junge Menschen möchten ungern viele Überstunden schieben und keine Zeit mehr für Freunde, Hobbys und Freizeit haben. Achten Sie deshalb darauf, den Workload entsprechend zu verteilen, damit Arbeitnehmer pünktlich Feierabend machen können. Wir wissen, dass das schwierig sein kann, insbesondere dann, wenn die Kanzlei eigentlich unterbesetzt ist. Für die Gesundheit und das Wohlbefinden aller sind regelmäßige Überstunden jedoch keine Option. Auch die 4-Tage-Woche könnte hier eine Lösung sein. 
  • Vereinbarkeit von Job und Familie: Auch junge Menschen wünschen sich oftmals eine Familie und suchen schon frühzeitig einen sicheren Arbeitsplatz, an dem sie langfristig arbeiten und Karriere machen können. Dieser muss sich dann aber auch mit einer späteren Familie vereinbaren lassen. Auch hier gilt wieder: Homeoffice, flexible Arbeitszeiten und wenig Überstunden, natürlich aber auch Elternzeit (insbesondere für Väter) sollte eingeplant werden. 
  • Flache Hierarchien: Für viele ältere Menschen ist es sehr befremdlich, den Chef zu duzen und über Privates zu sprechen. Doch junge Menschen wünschen sich oftmals eine lockere, familiäre Atmosphäre und flache Hierarchien. Das sind kleine Änderungen, die bereits im Vorstellungsgespräch einen Unterschied machen und langfristig ein besseres Teamgefühl schaffen können. 

Interesse geweckt? Mehr dazu in unserem Beitrag zum Thema Was macht Arbeitgeber attraktiv?

Stelle frei? So erreichen Sie junge Menschen am besten

Alle Punkte erfolgreich abzuhaken, reicht jedoch noch lange nicht, wenn niemand davon erfährt. Wie genau erreicht man die Generation Z am besten? Ein Überblick:

  • Stellenanzeigen im Internet: Mittlerweile werden Stellen hauptsächlich über Online-Stellenportale angeboten. Nutzen Sie hier nicht nur die üblichen Verdächtigen (Stepstone, Indeed etc.) sondern werben Sie auch auf anderen Seiten, die eher junge Menschen anziehen (z.B. Talentagent, Stellenportale der Universitäten etc.) 
  • Eine gute und stylische Webseite: Wie beim persönlichen Gespräch zählt auch beim Webauftritt der erste Auftritt. Die Webseite kann viel über eine Kanzlei und einen Arbeitgeber aussagen und sollte deshalb nicht nur für Mandanten, sondern auch für Bewerber übersichtlich und angenehm gestaltet sein. Die Webseite ist eine Art Visitenkarte für Ihre Steuerkanzlei. 
  • Praktika und Aushilfsjobs: Wer schon früh Menschen an sich binden möchte, sollte unbedingt in Betracht ziehen, Aushilfen, Werkstudenten und Praktikanten einzustellen. Hier kommen in der Regel viele junge Leute, die - wenn es ihnen gefällt - potenzielle Bewerber für Ausbildungsplätze oder Absolventen-Stellen sind. Pluspunkt: Sie kennen Ihre Kanzlei dann schon und die Einarbeitung fällt deutlich weniger aufwändig aus. 
  • Social Media: In der heutigen Zeit wird eine Social Media Präsenz immer wichtiger. Sie punkten dabei aber nicht unbedingt nur mit einer guten Seite bei Instagram und Co., es kann auch reichen, bei großen Plattformen Werbung zu schalten oder sich auf anderen Insta-Kanälen zu präsentieren. Gerade LinkedIn bietet sich auch an, um selbst auf Bewerber-Suche zu gehen. Lesen Sie auch gerne unseren Beitrag zum Thema LinkedIn Marketing für Steuerkanzleien.  

Fazit 

Der Personalmangel nimmt immer weiter zu. Gerade bei Ausbildungsberufen ist ein großer Schwund zu betrachten, das zeigt auch unser Recruiting Report 2024. Es hilft aber nichts, den Kopf in den Sand zu stecken und abzuwarten. Viel effektiver ist es auf jeden Fall, selbst aktiv zu werden und junge Nachwuchstalente für sich und die eigene Steuerkanzlei zu begeistern. Und wer weiß: Vielleicht kann die ein oder andere Neuerung auch die bestehende Belegschaft überzeugen! 

*Um den Text leicht verständlich und unkompliziert zu halten, haben wir uns für die Nutzung des generischen Maskulinums, also der männlichen Form aller Hauptwörter, entschieden. Wir möchten aber niemanden ausschließen und weisen deshalb darauf hin, dass trotz der männlichen Form alle Geschlechter gemeint sind. Gerade die Branche der Steuerberatung ist sehr männlich dominiert. Wir wünschen uns unbedingt mehr Diversität in diesem Berufsfeld. Daher gilt: all genders are welcome!

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